Mai 132018
 
Funkgerät SEM 90 auf Grundplatte GP 80

I. Die Funkgerätefamilie A/VHF

Die Funkgerätefamilie A/VHF mit den Funkgeräten SEM 70, SEM 80 und SEM 90 wurde von der Standard Elektrik Lorenz AG als Nachfolge für die Funkgerätegeneration SEM 25 / SEM 35 entwickelt.

Erste Studien für die neuen Geräte wurden bereits im Jahr 1974 aufgenommen. Im Jahr 1979 erfolgte eine einjährige Truppenerprobung. Nach der Serienreife im Jahr 1982 wurden die ersten Geräte schließlich 1984 der Bundeswehr übergeben.

Die Exportversionen der Funkgerätefamilie A/VHF tragen die Bezeichnungen SEM 170 bis 190. Bei diesen Exportgeräten ist im Unterschied zu den SEM 70 bis 90 keine automatische Kanalwahl vorhanden. Auch haben die SEM 170 bis 190 keinen NEMP-Schutz.

Funkgerät SEM 90

Funkgerät SEM 90

II. Baugruppen – Was ist der Unterschied zwischen SEM 80 und SEM 90?

Die Funkgeräte SEM 70/80/90 sind modular aufgebaut.

Das SEM 80 besteht aus:

– Grundgerät A/VHF und
– Steckrahmen ST 80.

Bei dem SEM 90 wird am Steckrahmen ST 80 zusätzlich ein Leistungsverstärker LV 90 montiert. Das SEM 90 besteht also aus:

– Grundgerät A/VHF,
– Steckrahmen ST 80 und
– Leistungsverstärker LV 90.

1. Grundgerät A/VHF

Bestandteil aller Funkgeräte ist das Grundgerät A/VHF mit dem Sender-Empfänger und dem Teil für die Automatische Kanalwahl. An der Frontseite befinden sich die Bedienelemente, Anzeigefeld, sowie der Schacht für den Frequenzspeicher FSP 70. An der linken Seite sind die NF-Buchsen „38“ und „39“ zum Anschluss von Handapparat, Sprechsatz oder Lautsprecher und die Anschlussbuchse „34“ zum Anschluss der Anschalteinheit, Funk AEF für Datenübertragung zu finden. Die Steckverbindung an der Rückseite dient zum Anschluss anderer Baugruppen, wie dem Steckrahmen ST 80.

Grundgerät A/VHF

Grundgerät A/VHF

Grundgerät A/VHF -Rückseite

Grundgerät A/VHF -Rückseite

2. Steckrahmen ST 80

Das Grundgerät A/VHF wird in den Steckrahmen ST 80 eingesetzt. Der Steckrahmen ST 80 besteht aus dem HF-Einsatz, der Stromversorgung für das Grundgerät A/VHF, dem NF-Verstärker und einem Thermoschalter zum Einschalten des Lüfters in der Grundplatte GP 80 bei Überhitzung. An der linken Seite des Steckrahmens befindet sich die HF-Buchse „14“ zum Anschluss des Antennenkabels. Mit dem Steckrahmen ST 80 kann das A/VHF-Grundgerät auf die Grundplatte GP 80 aufgeschraubt werden.

Steckrahmen ST 80 mit Leistungsverstärker LV 90

Steckrahmen ST 80 mit Leistungsverstärker LV 90

3. Leistungsverstärker LV 90

Der Leistungsverstärker LV 90 wird an der Rückseite des Steckrahmen ST 80 angeschraubt und verstärkt die Senderleistung des Grundgerät A/VHF auf der Stufe klein (KL) von 0,4 W auf 4,0 W und auf der Stufe groß (GR) von 4,0 W auf 40 W.

4. Frequenzspeicher FSP 70

Die für den AKW-Betrieb erforderlichen Frequenzen sind im Frequenzspeicher FSP 70 einprogrammiert. Der Frequenzspeicher wird in den Frequenzspeicherschacht am Grundgerät A/VHF eingesetzt. Der Speicherinhalt des Frequenzspeichers wird mit dem Programmiergerät A/VHF FPG 80 programmiert. Mit dem Kopiergerät A/VHF FKG 80 kann der Speicherinhalt kopiert werden. Der Frequenzspeicher FSP 70 enthält eine 3V-Rundzelle um den Speicherinhalt zu halten. Auf einem Frequenzspeicher sind 10 Speicherplätze für je ein Frequenzbündel mit 16 Frequenzen vorhanden.

Frequenzspeicher FSP 70

Frequenzspeicher FSP 70

Zu jedem Funkgerät gehört ein Frequenzspeicher als Zubehör, sowie zwei Frequenzspeicher in einem Behälter BFSP 80/2 als Vorrat.

Behälter für 2 Frequenzspeicher BFSP 80/2

Behälter für 2 Frequenzspeicher BFSP 80/2

BFSP 80/2 geöffnet

BFSP 80/2 geöffnet

 

5. Grundplatte GP 80

Zur Halterung und zum Anschluss an die Verkabelung des jeweiligen Einbausatzes werden die Funkgeräte SEM 80/90 auf die Grundplatte GP 80 aufgeschraubt. Auf einer Grundplatte können maximal zwei Funkgeräte montiert werden.

An der Frontseite befinden sich die Prüfbuchse „68“ zum Anschluss eines Prüfzusatz-Bediengerätes PRZB 80, die Buchse „51“ zum Anschluss der Bordverständigungsanlage, eines Schaltkasten SEM25/35 oder eines NF-Verstärkers und die 24 V-Anschlussbuchse „2c“.

Grundplatte GP 80

Grundplatte GP 80

Bestandteil der GP 80 ist zudem der Prüfzusatz PRZ 80 mit den Prüftasten für Systemprüfung einschließlich Antennenanlage bzw. ohne Antennenanlage. Eine Ziffernanzeige zeigt bei der Systemprüfung die schadhafte Baugruppe an. Drei LED-Anzeigen dienen der Überwachung der Betriebsspannung („BETR-SP“) und der Funkgeräte 1/3 („GER 1/3“) bzw. Funkgerät 2 („GER 2“).

In der Grundplatte GP 80 ist zusätzlich ein Sicherungsautomat eingebaut. Ist kein Funkgerät aufgesetzt, wird die Grundplatte zum Schutz mit einer Abdeckhaube abgedeckt. Die Grundplatte GP 80 ist nicht Bestandteil der Funkgerätsätze SEM 80/90, sondern Bestandteil des jeweiligen Einbausatzes.

Grundplatte GP 80 - Anschlussbuchsen

Grundplatte GP 80 – Anschlussbuchsen

Grundplatte GP 80 mit Abdeckhaube

Grundplatte GP 80 mit Abdeckhaube

III. Betriebsarten

1. Handwahl (HW)

Im Handwahl-Betrieb erfolgt das Senden und Empfangen auf einer fest eingestellten Frequenz. Mit dem Kanalabstandsschalter kann auf 25 kHz- oder 50 kHz-Kanalraster mit oder ohne Pilotton (150 Hz) umgeschaltet werden.

2. Automatische Kanalwahl (AKW)

Im AKW-Betrieb müssen alle Funkgeräte den gleich programmierten Frequenzspeicher eingesetzt haben. Es muss der gleiche Speicherplatz und die gleiche Funkkreisnummer eingestellt werden. Die Funkgeräte befinden sich im Suchlauf und suchen ständig die 16 Frequenzen des eingestellten Speicherplatzes nach Anrufsignalen ab. Beim Drücken der Sendetaste am Handapparat wählt das Funkgerät eine freie Frequenz aus und sendet einen Anrufton. Die anderen Funkgeräte beenden den Suchlauf und empfangen auf der entsprechenden Frequenz.

3. Relais (RL)

Zum Relais-Betrieb sind zwei auf einer Grundplatte montierten Funkgeräte erforderlich.

Es sind drei Einstellungskombinatinen möglich: (1) Beide Geräte im AKW-Betrieb, (2) beide Geräte im HW-Betrieb, oder (3) ein Gerät im AKW-Betrieb und das andere im HW-Betrieb. Die dritte Kombination bietet somit die Möglichkeit, von einem Funkkreis im HW-Betrieb in einen Funkkreis im AKW-Betrieb überzugehen.

IV. Technische Daten

Hersteller: Standard Elektrik Lorenz AG, Stuttgart
Frequenzbereich: 30,000 – 79,975 Mhz
Kanalabstand: 25 kHz
Stromversorgung. 24V Gleichspannung
Senderleistung:
– SEM 80: klein (KL) 0,4 W; groß (GR) 4,0 W
– SEM 90: klein (KL) 4,0 W; groß (GR) 40 W
Datenübertragung: max. 16 kbit/s
Gewicht:
– Grundgerät A/VHF: 3,3 kg
– Leistungsverstärker LV 90: 1,7 kg
– Steckrahmen ST 80: 4,0 kg
– Grundplatte GP 80: 8,9 kg
Modulation:
– Handwahl: Frequenzmodulation
– Automatische Kanalwahl: Deltamodulation

Funkgerätsatz SEM 90 (Vers.-Nr.: 5820-12-193-7877)

1EA Sender-Empfänger, Funk; Grundgerät A/VHF (Vers.-Nr. 5820-12-195-2499)
1EA Halterahmen; ST 80 (Vers.-Nr. 5820-12-195-0786)
1EA Verstärker, Hochfrequenz; LV 90 (Vers.-Nr. 5820-12-195-2516)

Zubehör:

1 EA Speicher; FSP 70 (Vers.-Nr. 5820-12-195-0928)

Vorrat:

2 EA Speicher; FSP 70 (Vers.-Nr. 5820-12-195-0928)
1 EA Behälter, elektronisches Gerät; BFSP 80/2 (Vers.-Nr. 5820-12-195-1862)

Funkgerät SEM 90 auf Grundplatte GP 80

Funkgerät SEM 90 auf Grundplatte GP 80

V. Literatur:

– AnlBlAAN-Nr. 5820-12-193-7877, Ausgabe 7.9.83.
– Bundeswehr erhält neue Funkgeräte von SEL, in: WT 7/83, S. 50.
– Neue Generation von Truppenfunkgeräten, in: WT 1/85, S. 77.
– Firmenporträt Standard Elektrik Lorenz Aktiengesellschaft, in: WT 1/83, S. 100.